Sie kennen das: Sie stehen auf einer Party, um Sie herum ein hoher Geräuschpegel, und eigentlich versteht man nicht einmal das eigene Wort, geschweige denn das seines Gegenübers. Plötzlich hören Sie durch das Stimmengewirr Ihren Namen, vielleicht von weit her. Was Sie nun schlagartig neugierig macht (oder unruhig: Wer hat da wo was
über mich erzählt?), wird von Wissenschaftlern als "Cocktail-Party-Effekt" bezeichnet - und bereitet jenen ganz anderes Kopfzerbrechen. Dieses wissenschaftliche Kopfzerbrechen wurde der VolkswagenStiftung in Antragsform nun so überzeugend dargeboten, dass sie innerhalb ihres neurowissenschaftlichen Förderschwerpunkts gleich zwei Kooperationsprojekte unterstützt, die diesem Phänomen nachgehen - eines angesiedelt an den Standorten Magdeburg, Darmstadt und Ulm, das andere an den Universitäten in Aachen und Jerusalem.
Hinter dem Cocktail-Party-Effekt - gemeint ist also die Trennung eines bestimmten akustischen Musters, wie eben einer einzelnen Stimme, vor einem ähnlichen akustischen Hintergrund - steckt ein komplexer kognitiver Vorgang. Bei diesem Prozess werden verschiedene akustische Komponenten zunächst miteinander verbunden, dann von den überlagernden Stimm-mustern anderer Sprecher abgetrennt und schließlich individuell verfolgt. Geht diese Fähigkeit verloren, kann das ein erster Hinweis auf einen fortschreitenden Hörverlust sein; eine Beeinträchtigung, die etwa in einem
Audiogramm (noch) nicht zu erkennen wäre. Wie wichtig es ist diesen "Cocktail-Party-Effekt" zu erforschen, liegt auf der Hand. Umso mehr, als diesbezüglich auftretende Störungen vor allem bei jungen Menschen zunehmend beobachtet werden und sich eine weitere Verschlechterung des Hörvermögens durch frühzeitiges Training positiv beeinflussen lässt. Auch für die Entwicklung besserer Hörhilfen könnten die Untersuchungen hilfreich sein, denn gerade für Menschen mit den marktüblichen Hörgeräten sind komplexe akustische Situationen oft schwer zu bewältigen.